«Die Jugendlichen erleben den Beruf als zukunftsorientiert und cool.»

Marcel Kreber, Direktor des Schweizer Brauerei-Verbandes, ist Vorstandsmitglied der AG LMT und Schwerpunktleiter Bier.

Marcel, wie viele Lernende Lebensmitteltechnolog:in EFZ (LMT) und Lebensmittelpraktiker:in EBA (LMP) werden zurzeit im Schwerpunkt Bier ausgebildet?

Es sind insgesamt 35 angehende Lebensmitteltechnologen:innen: zwölf im ersten, zwölf im zweiten und elf im dritten Lehrjahr. Neben der täglichen Arbeit in der Brauerei werden sie an der Berufsschule am Strickhof in Wädenswil oder am Institut agricole de Grangeneuve im Blockunterricht ausgebildet. In überbetrieblichen Kursen werden sie zudem auf ihre Lehrabschlussprüfungen (Qualifikationsverfahren) vorbereitet.

Im ersten Lehrjahr absolvieren die Lernenden einen einwöchigen Einführungskurs in der Lernwerkstatt in Rheinfelden sowie ein Praktikum in einer Gross-Mälzerei in Deutschland. Diese überbetrieblichen Kurse werden im zweiten Lehrjahr mit der Hopfenexkursion in Stammheim und dem Bierbrauen im Kleinformat in Rorschach fortgesetzt. Im dritten Lehrjahr wird im überbetrieblichen Kurs das Thema Offenausschank und Schankanlagen behandelt.

 

Welches sind deine Aufgaben in der AG LMT?

Als Schwerpunktleiter obliegt mir die Gesamtverantwortung von Seiten Schweizer Brauerei-Verband für die Ausbildung unserer angehenden Bierbrauer:innen, aber auch deren Weiterbildung, wenn sie im Berufsleben stehen. Ich bin Ansprechpartner für unsere Ausbildungsbetriebe und vertrete den Schwerpunkt Bier im Vorstand der AG LMT.

Sehr fordernd ist im Moment die Revision der Bildungsverordnung. Einerseits geht es darum, die Ausbildung als Lebensmitteltechnolog:in dem sich stets wandelnden Berufsumfeld anzupassen, Kompetenzen zu stärken und andererseits um die Beibehaltung der speziellen Fertigkeiten/Fähigkeiten und des Wissens – in unserem Fall des Bierbrauens.

Woher kommt deine Motivation, in der AG LMT mitzuwirken?

Die Lernenden sind die Zukunft unserer Branche. Sie lernen das jahrtausendealte Handwerk des Bierbrauens und stellen so sicher, dass dieses historische Erbe weiterlebt. Als gestandene Berufsleute geben sie dann ihrerseits das wertvolle Wissen weiter. Diese Ausgangslage ist für mich sehr motivierend und treibt mich immer wieder von neuem an.

Wie ist der Schwerpunkt organisiert?

Das massgebende Gremium bei uns ist die Berufsausbildungskommission (BAK), welche ich präsidiere. Die Mitglieder sind Berufsbildner und Braumeister, welche in ihrer Brauerei für die Ausbildung verantwortlich sind.

Die BAK tagt zwei Mal jährlich und führt an einem der beiden Termine auch eine ERFA-Tagung durch. Auf diese Weise können wir auf verschiedene Herausforderungen reagieren. Eine davon ist zum Beispiel die Koordination der Ausbildungsbetriebe untereinander: Aktuell sind 31 Brauereien in der Schweiz als Lehrbetriebe zugelassen. Natürlich erscheint die Zahl klein, wenn man bedenkt, dass aktuell rund 1’280 biersteuerpflichtige Brauereien beim Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit registriert sind. Fakt ist aber, dass eine Brauerei für die Lernendenausbildung über eine Infrastruktur (im Einzelfall zusammen mit einer Partnerbrauerei) verfügen muss, welche die Ausbildung von A bis Z im Betrieb gewährleisten kann. Dies ist nur in professionell und somit hauptberuflich geführten Brauereien mit entsprechenden Fachpersonen der Fall.

Für die überbetrieblichen Kurse ist Christoph Lienert, stellvertretender Direktor des SBV, verantwortlich. Er organisiert und orchestriert die überbetrieblichen Kurse zusammen mit Petra Moor vom SBV-Sekretariat.

Gibt es ein besonderes Erlebnis mit einer Lernenden oder einem Lernenden, das du mit uns teilen möchtest?

Jeweils kurz vor ihren Abschlussprüfungen beauftragen wir die angehenden Berufsleute im dritten Lehrjahr, das Bier zum Tag des Schweizer Bieres zu entwerfen und selbst zu brauen. Der Tag des Schweizer Bieres findet jeweils am letzten Freitag im April statt.

Dieses besondere Bier wird dann den Gästen und Träger:innen des Ordens «ad gloriam cerevisiae» an der Biersaison-Eröffnung serviert. Pflicht für die jungen Brauer:innen ist dann das Interview auf der Bühne vor der versammelten Schweizer Bierbrauerfamilie. Das Interview hat 2022 Moderatorin Kiki Maeder geführt, ihres Zeichens ebenfalls Ordensträgerin. Sie fragte nach der Motivation, Lebensmitteltechnolog:in Schwerpunkt Bier zu werden, wieso gerade ein Amber-Bock als Bierstil gewählt wurde und wie die Zukunftsplanung nach erfolgreichem Lehrabschluss aussieht.

Dieses Ereignis berührt mich jedes Mal zutiefst und erfüllt mich mit viel Stolz auf unsere jungen Berufsleute, welche selbstbewusst und gewandt ihre Antworten vor hunderten von Gästen geben.

Welche Frage möchtest du gerne mal gestellt bekommen und wie lautet die Antwort dazu?

Ich möchte gerne nach den Gründen gefragt werden, aus denen der Beruf Lebensmitteltechnolog:in Schwerpunkt Bier dermassen an Zuspruch bei den jungen Schulabgängern:innen gewonnen hat und einen regelrechten Run auf die Ausbildungsplätze ausgelöst hat.

Meine Antwort auf diese Frage lautet, dass es uns gelungen ist, die Bildungsverordnung bei der letzten Revision vor zehn Jahren so zu revidieren, dass sowohl die Kompetenzen als auch die Spezialisierung für alle Schwerpunkte zufriedenstellend ausgefallen sind. Zudem konnten wir mit unseren Initiativen erreichen, dass Berufsinformationszentren (BIZ) den Beruf aktiv vorschlagen, Eltern die Ausbildung wahrnehmen und Vertrauen in diese haben und last but not least die Lernenden den Beruf als zukunftsorientiert und cool empfinden.

 

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